Das Niemandsland – Eine Sabbat-Erzählung
Sie sagen, zwischen den Städten liegt nichts – nur kalte Erde, Wind und Vergessen. Doch wer genau hinhört, hört dort die Stimmen derer, die fielen. Acht Rudel. Zerrissen. Verraten. Verbrannt. Und einer, der überlebte – um das Urteil zu vollstrecken. Vlad hatte gesprochen: „Findet ihn. Bringt ihn mir. Lebend.“
So zogen wir hinaus, zwischen Marl und Hagen, dorthin, wo kein Prinz herrscht und keine Domäne den Boden beansprucht. Ein Ort, an dem nur das Blut spricht. Ich erinnere mich an den Nebel – er hatte Zähne. Er fraß das Licht der Scheinwerfer, das Dröhnen eines Motors, den Geruch von Tremere-Zaubern. Wir warteten. Der Duktus stand auf dem Überführungssteg, eins mit der Dunkelheit. Der Priest flüsterte zu den Toten, ließ sie in den Nebel atmen. Ein Member hielt den Weg, ein Turm aus Fleisch und Wille. Und ich kniete im Gras, spürte, wie die Vitae der Gefallenen unter der Erde bebte. Als das Licht kam, wussten wir: Es war er. Wilfried Haseneber. Archont. Tremere. Mörder.
Seine Schutzzeichen brannten selbst durch den Nebel. Schon bevor er uns sah, begann die Luft zu beißen, und die Vitae in unseren Körpern kochte auf –
ein Ritual gegen Kainiten, ein Fluch gegen unsere Art. Wir hielten stand. Als der Wagen stoppte, öffnete sich die Tür – und er trat hinaus, in Flammen gehüllt, seine Haut leuchtend vor Feuerzaubern. Er war kein Feigling. Er kam, um zu kämpfen. Sein erster Schlag traf den Priest – schmerzhaft, augenblicklich. Ich hörte, wie mein Bruder schrie und lachte zugleich. Dann fiel er in Raserei. Er riss durch den Nebel, zerrte den Tremere aus dem Gleichgewicht, während der Duktus die Schatten beschwor, um ihn zu binden. Eines der Member stürmte hinein, das Knochenschwert erhoben, Flammen leckten über seine Schultern. Haseneber schleuderte Feuerbälle, jeder von ihnen brannte durch den Nebel wie eine Sonne. Doch das Rudel wich nicht. Wir waren nicht die Camarilla – wir waren der Sabbat, und wir kannten keinen Schmerz, nur Zweck.
Als Haseneber schwankte, griff ich an. Ich trat in die Glut seiner Aura, ließ mein Fleisch sprechen. Die Runen auf seiner Haut schnitten in meine Hand – aber ich wich nicht zurück. Mit dem Rapier durchbohrte ich ihn, präzise, kontrolliert. Er keuchte, versuchte einen Zauber – doch des Duktus Schatten brachen über ihn herein, banden seine Arme, zerdrückten das Licht in seinen Augen. „Ich nehme dir nicht dein Leben,“ sagte ich zu ihm, „nur deine Bewegung.“ Dann vollendete ich es. Die Fleischformen schlossen sich über ihn, und er erstarrte. Fleisch wurde Stein, Blut wurde Glas. Seine Magie fiel in sich zusammen wie Rauch, der keinen Wind mehr findet. Stille. Kein Jubel, kein Triumph. Nur die Nacht, die wieder atmete. Wir ließen ihn dort liegen, in der Asche seiner eigenen Runen. In Topor. Und als der Nebel sich schloss, wusste ich, dass Vlad sein Urteil bekam. Acht Rudel. Ein Archont. Eine Wahrheit: Ordnung wird nicht verhandelt.